Kaktus des Jahres 2026 – Copiapoa cinerea stark bedroht und sehr beliebt

Bild1: Alte Copiapoa cinerea bei Taltal, Nordchile Foto Manfred Figge

Klimakrise und Raubbau an der Natur führen zu einem globalen Artenschwund riesigen Ausmaßes. Davon bleiben selbst Überlebenskünstler wie Kakteen nicht verschont – im Gegenteil: Das Überleben einiger Arten, hochgradig angepasst an spezifische Lebensbedingungen, ist akut bedroht. Als Repräsentant solcher bedrohten Kakteen wählten die drei deutschsprachigen Kakteengesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Copiapoa cinerea zum Kaktus des Jahres 2026.

Die Gattung Copiapoa wurde nach der in der Atacama-Wüste gelegenen Provinz Copiapó benannt, in der einige der etwa 40 Arten vorkommen. Das Verbreitungsgebiet der Gattung liegt im Norden Chiles in je nach Art oft sehr begrenzten Teilgebieten: nur wenige Arten besiedeln mehr als 100 km², einige weniger als 10 km². Diese stark begrenzte Verbreitung bedeutet ein höheres Überlebensrisiko bei lokalen oder regionalen Veränderungen der Umweltbedingungen und damit verbundenem Lebensraumverlust. Das gilt auch für C. cinerea, die nur in einem Gebiet von weniger als 100 km² beheimatet ist.

In der Atacama, einer der trockensten Regionen der Welt, fällt nur sehr selten Regen, denn die Anden verhindern, dass Wolken aus dem Osten heranziehen, während der kalte pazifische Humboldtstrom im Westen das Entstehen von Regenwolken hemmt. Immerhin sorgt die kühle Meeresströmung an der Küste für relativ milde Temperaturen und Nebel in einem schmalen Küstenstreifen Nordchiles. Dieser Nebel versorgt viele der dort heimischen Pflanzen mit dem lebensnotwendigen Wasser. Jedoch kommt es aufgrund der klimatischen Verschiebungen zu geringerer Nebelbildung und damit zu Wassermangel. Letztlich sterben viele oder gar alle Pflanzen in den betroffenen Regionen ab – selbst Kakteen vertrocknen!

Dazu kommt, dass in dem Verbreitungsgebiet wertvolle Bodenschätze zu heben sind: unter anderem Lithium, Kupfer, Silber, Gold und Platin. Der Bergbau ist dementsprechend von größter wirtschaftlicher Bedeutung für die karge Region und Chiles Entwicklung. Nicht nur die großen Tagebaue, sondern auch der Ausbau der Infrastruktur wie Straßen, Siedlungen und Müllhalden beeinträchtigen die natürliche Umwelt, zerschneiden, entwerten und zerstören die Lebensräume.

Eine weitere Bedrohung ist die Attraktivität von C. cinerea! Aufgrund ihres extravaganten Aussehens mit – idealerweise – silbergrauer Epidermis und schwarzen Dornen ist sie weltweit sehr beliebt. Zwar ist die Art tatsächlich weit verbreitet in den Sammlungen, sie blüht und fruchtet willig und die Vermehrung aus Samen ist grundsätzlich nicht schwierig, doch in Kultur entstehen oft unbeliebte, weil undefinierte Kreuzungen aus verschiedenen Copiapoa-Arten. Für manche sind „Originalpflanzen“ leider besonders reizvoll: Kakteen aus der Natur zu entnehmen und sie nach Europa zu verschiffen, war bis in die 1970er-Jahre gang und gäbe, ist aber schon lange verboten und bei der großen Mehrheit der Kakteenfreunde verpönt. Dennoch gibt es auf dem Weltmarkt skrupellose Käufer, die Wilderei fördern, indem sie die geräuberten Pflanzen kaufen, obwohl das langfristige Überleben unwahrscheinlich ist.

Mit der Wahl zum Kaktus des Jahres 2026 soll die mehrfache Bedrohung von Copiapoa cinerea und anderen Kakteen bewusst gemacht werden.

Text: Dr. Thomas Brand

Bild2: Copiapoa cinerea bei Taltal, Nordchile Foto Manfred Figge
Bild3: Copiapoa cinerea in Blüte Foto Manfred Figge
Bild4: Copiapoa cinerea am Cerro Perales Nordchile Foto E. & N. Sarnes
Bild5: Gruppe von Copiapoa cinerea Foto E. & N. Sarnes
Bild6: Gruppe von Copiapoa cinerea Foto E. & N. Sarnes

Downloads:

Kaktus des Jahres 2026

Cactus of the Year 2026

Bild1: M. Figge

Bild2: M. Figge

Bild3: M. Figge

Bild4: E. & N. Sarnes

Bild5: E. & N. Sarnes

Bild6: E. & N. Sarnes

 

Die KuaS im Oktober

Das erwartet uns in der Ausgabe Oktober 2025 unserer Zeitschrift „Kakteen und andere Sukkulenten“:

 Alte Liebe rostet nicht – meine fünf uralten Hoyas“ von MICHAEL SCHWERDTFEGER

Ein mutiger Brief in die USA markierte den Beginn einer lebenslangen Liebe zu Hoyas. Die Pflanzen begleiten den Autor nun bereits über Jahrzehnte – und prägten schließlich sogar seinen Berufsweg.

Zwergkakteen aus dem Hochgebirge: Rebutia steinmannii von ROLF WEBER

Was mit einer unscheinbaren Pflanzenprobe aus Bolivien begann, entwickelte sich zu einer spannenden botanischen Spurensuche: Die Geschichte von Rebutia steinmannii zeigt, wie komplex die Einordung einer Kakteenart über Jahrzehnte hinweg sein kann.

Ein gefährdetes Vorkommen von Pelecyphora aselliformis von STEFAN THEILER

Zwei Kakteenfreunde entdecken ein seltenes Vorkommen der faszinierenden Pelecyphora aselliformis. Eingeklemmt zwischen Autobahn und Tagebau ist das Naturparadies bedroht – ein magischer, aber auch besorgniserregender Moment auf einer Mexikoreise.

Sukkulenten in den Sand gesetzt“ von MATTHIAS KIST & RAÚL KiST

Der sandige Boden Frankens ist zwar gärtnerisch problematisch, doch für Sukkulenten ein wahres Paradies. Besonders frei ausgepflanzte Kürbisgewächse gedeihen hier prächtig – bei richtiger Pflege sogar bis zur Medizinballgröße.

Agave parryi in Topfkultur von RUDOLF SCHMIED

Agave parryi zeigt überraschende Unterschiede in ihrer Frostverträglichkeit – manche Formen überstehen den Winter besser als andere. Der Autor sammelte spannende Erkenntnisse über die Herausforderungen bei der Pflege und Überwinterung dieser faszinierenden Pflanzen.

Astrophytum asterias und einige Sorten von OLDRICH CHLOUPEK

Astrophytum asterias besticht durch seine Vielfalt und außergewöhnlichen Wachstumsformen, bei denen sich teilweise zusätzliche Rippen und Blüten an ungewöhnlichen Stellen entwickeln. Kann der Ursprung für eine solche Entwicklung die Nährstoffversorgung sein?

Darüber hinaus gibt es wie in jeder Ausgabe Kurzportraits von sechs „Empfehlenswerten Kakteen und anderen Sukkulenten“. Diesmal sind es Coleus neochilus, Leucostele deserticola, Jatropha cathartica, Ortegocactus macdougallii, Pachypodium namaquanum und Mammillaria luethyi.

Auf den beiden Karteikarten werden Mammillaria amajacensis sowie Sedum adolphi vorgestellt und die Seite „Neue Literatur“ beschäftigt sich mit der Überlebenschance von Kakteen nach Bränden in Abhängigkeit von Ihrer Körperform.

Die Nachrichten aus den drei Herausgeber-Gesellschaften mit Kleinanzeigen, Hinweisen auf Veranstaltungen und vielem mehr runden die KuaS ab. Nicht zu vergessen: der allmonatliche Rückblick auf die KuaS vor 50 Jahren.

Die KuaS im September

Das erwartet uns in der Ausgabe September 2025 unserer Zeitschrift „Kakteen und andere Sukkulenten“:

 Extreme Wuchsform: Copiapoa pendulinavon WOLFGANG PAPSCH

Friedrich Ritters detailreiche aber schwer lesbare Tagebuchaufzeichnungen führten den Autor zu seltenen Copiapoa-Funden. Besonders C. pendulina zeigt bemerkenswerte Anpassungen an extreme Küstenlagen – ein spannender Einblick in die Variabilität dieser Art.

Kakteenblüten als begehrte Nascherei“ von SAMI MOHAMMAD

Blüten sind heiß begehrt – nicht nur für Bestäuber. Manchmal sind die „Diebe“ schneller als der Fotograf. Wer zuerst kommt, nascht zuerst!

 Euphorbia parvimedusae: gärtnerische Bewertung, Hybridisierung, Selektions- und Zuchtstandards“ von YANMING JIANG, CHENXING WANG & KAI LI

Kleine Pflanze, große Ambitionen! Euphorbia parvimedusae aus Madagaskar hat es geschafft: Sie bringt Farbe, Kompaktheit und Ausdauer in die Welt der Sukkulenten und macht dabei sogar großen Verwandten wie Euphorbia milii Konkurrenz. Ein langer Weg zu neuen Sorten.

Dem Schädling ein Denkmal setzen – der Kaktusmotte zu Ehren‘“ von MATTHIAS KIST & RAÚL KiST

Die Kaktusmotten bekämpften in Australien erfolgreich invasive Opuntien und werden dort gefeiert. Anderswo bedrohen sie heimische Kakteenarten und verursachen Probleme. Ein Paradebeispiel, wie ein Schädling auch zum Retter werden kann – und umgekehrt.

Agave filifera blüht in unserem Garten“ von ERNST KOCH

Agave filifera blüht nur einmal im Leben und entwickelt dabei einen imposanten Blütenstand mit beeindruckender Höhe und Vielzahl an Blüten – ein faszinierendes Naturereignis, das nach jahrelangem Hegen und Pflegen der Pflanze alle Mühen belohnt.

Thelocactus leucacanthus var. schmollii von STEFAN THEILER

Abseits der gängigen Reisezeit führte der Zufall den Autor zu einem dichten Polster von Thelocactus leucacanthus var. schmollii, dessen intensiv gefärbte Blüte sofort ins Auge fiel – eine Entdeckung die in Erinnerung bleibt.

Darüber hinaus gibt es wie in jeder Ausgabe Kurzportraits von sechs „Empfehlenswerten Kakteen und anderen Sukkulenten“. Diesmal sind es Opuntia ficus-indica, Consolea corallicola, Opuntia aurantiaca, Aloe parvula, Dischidia nummularia und Sedum allantoides.

Auf den beiden Karteikarten werden Mammillaria albescens sowie Curio pondoensis vorgestellt und die Seite „Neue Literatur“ beschäftigt sich mit neuen Informationen über die Gattung Melocactus.

Die Nachrichten aus den drei Herausgeber-Gesellschaften mit Kleinanzeigen, Hinweisen auf Veranstaltungen und vielem mehr runden die KuaS ab. Nicht zu vergessen: der allmonatliche Rückblick auf die KuaS vor 50 Jahren.

Die KuaS im August

Das erwartet uns in der Ausgabe August 2025 unserer Zeitschrift „Kakteen und andere Sukkulenten“:

Sulcorebutia scheckii (Cactaceae) – eine neue Art aus Bolivien“ von LOTHAR DIERS

Obwohl schon lange bekannt und auch in den Sammlungen vorhanden, war Sulcorebutia scheckii noch nicht beschrieben. Grund war die Unkenntnis über den bolivianischen Wuchsort der Pflanze. Anfang dieses Jahrhunderts konnte durch gezielte Suche das Rätsel gelöst werden. Eine Neubeschreibung.

Mitteleuropäische Kulturbedingungen im Vergleich zu den Bedingungen im Habitat von MARTIN SPÖRK & PETRA SPÖRK-ERDELY

Zu wissen, welche klimatischen Bedingungen an den heimatlichen Wuchsorten unserer Kakteenpfleglinge herrschen, kann helfen, die Bedingungen in unseren Gewächshäusern zu optimieren. Auch Reisen ins Habitat sind mit dieser Kenntnis besser planbar. Die Autoren stellen einen kostenlosen Dienst vor, der nützlich sein kann.

Ein außergewöhnliches Astrophytum asterias von GERD SCHILLING

Wir alle glauben, unsere Pflanzen mit der Zeit zu kennen. Wir wissen, wann und wie üppig sie blühen. Doch manchmal passiert etwas, was wir uns nicht erklären können, das aber sehr erfreulich sein kann.

Ein Blick hinter die Kulissen der Rubrik ‚Empfehlenswerte Kakteen und andere Sukkulenten‘“ von MATTHIAS KIST & CHRISTINE HEYMANN

Die Rubrik „Empfehlenswerte Kakteen und andere Sukkulenten“ ist schon lange Bestandteil der KuaS und wird stets mit Spannung erwartet. Doch wie entstehen diese Empfehlungen? Welcher Aufwand muss betrieben werden, um jeden Monat aufs Neue interessante Kandidaten zu finden?

Von Bougainvillea, Pereskia und dem einzigartigen Geruch des Helichrysum foetidum – ein Besuch im Botanischen Garten Berlin von PHILIPP HEIDEL-WEIZEL

Der Leitgedanke des Botanischen Gartens Berlin „Die Welt in einem Garten“ gilt heute noch so wie zu dessen Anfangszeiten. Die Vielfalt der Sammlung der sukkulenten Pflanzen ist in drei Gewächshäusern zu erleben. Ein Besuch dort ist ein absolutes Muss für jeden Sukkulentenfreund.

Monanthes laxiflora – eine Crassulaceae der Kanarischen Inseln (Spanien)“ von THOMAS BRAND

Monanthes laxiflora ist auf allen Kanarischen Inseln anzutreffen. Ihre Blüten sind zwar nicht spektakulär groß, aber dennoch sehr attraktiv, nicht nur für die Insektenwelt.

Darüber hinaus gibt es wie in jeder Ausgabe Kurzportraits von sechs „Empfehlenswerten Kakteen und anderen Sukkulenten“. Diesmal sind es Rimacactus laui, Peperomia graveolens, Aylostera azurduyensis, Sedum treleasei, Mammillaria standleyi und Haworthia blackburniae.

Auf den beiden Karteikarten werden Thelocactus buekii sowie Tephrocactus articulatus vorgestellt und die Seite „Neue Literatur“ beschäftigt sich mit dem Inhalt der neusten Ausgabe des von der British Cactus and Succulent Society herausgegebenen Jahrbuchs Bradleya.

Die Nachrichten aus den drei Herausgeber-Gesellschaften mit Kleinanzeigen, Hinweisen auf Veranstaltungen und vielem mehr runden die KuaS ab. Nicht zu vergessen: der allmonatliche Rückblick auf die KuaS vor 50 Jahren.

Geschäftsstelle über die Feiertage geschlossen

Liebe Mitglieder und Interessenten,

vom 20. Dezember 2025 bis 6. Januar 2026 ist die Geschäftsstelle geschlossen.

Sie können während dieser Zeit gerne jederzeit eine Nachricht z.B. auf dem Anrufbeantworter oder per E-Mail hinterlassen.

Ich wünsche Ihnen eine geruhsame und friedvolle Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2026.

Ab dem 7. Januar 2026 bin ich dann wieder für Sie da und werde Ihre Anliegen zeitnah bearbeiten.

Heike Schmid
Leiterin der Geschäftsstelle